Wohin mit den Händen beim Präsentieren? – 1 Tipp!
„Wohin mit den Händen, wenn ich präsentiere?“ Viele Kunden fragen mich dies in Rhetorik-Coachings.
Viele Präsentierende sind unsicher beim Thema Gestik. „Mach ich zu viel mit meinen Händen, fuchtle ich zu sehr rum?“ oder „Wirke ich zu wenig locker?“
Inhaltsverzeichnis
1. Hände senden Signale
Wenn Vorständ*innen mit gehemmten Gesten und monotoner Stimme unternehmerische Visionen präsentieren oder Verantwortliche für Forschung und Entwicklung ihre Hände in den Taschen vergraben, dann funktioniert etwas nicht richtig mit der Kommunikation, mit der Überzeugungskraft, mit der Performance.
Zuhörende fühlen sich bei dieser Vortragsweise meist gelangweilt oder zweifeln gar an den Inhalten, dem Durchsetzungswillen oder der Kompetenz der Präsentierenden.
Aus schauspielerischer Sicht würde man sagen, diese Menschen sind körpersprachlich im Tiefstatus. Leidenschaft und eine gewisse Expressivität hingegen signalisieren Hochstatus und dieser ist sehr stark mit Gestik verbunden. Wohin mit meinen Händen ist tatsächlich eine Grundfrage.
Kürzlich berichtete mir ein Kunde von einer Top-Managementkonferenz im Konzern. Sein Eindruck war wenig schmeichelhaft: „Zwei Vorstände lasen ihre Rede leidenschaftslos ab. Ein anderer Herr wirkte körpersprachlich überaktiv, das wirkte bemüht und aufgesetzt. Nur ein Vorstand kam mit seinem Redestil souverän und glaubwürdig rüber.“ Mit anderen Worten, es gibt etwas zu tun.
Gestik ist keinesfalls nebensächlich oder bloße Dekoration. Sie ist integraler Bestandteil unseres Denk-, Formulierungs- und Ausdrucksprozesses.
Hätten Sie gedacht, dass sich Gestik und Körperhaltung sogar auf das Selbstgefühl der Präsentierenden auswirkt?
Dies nennt sich Embodiment.
Dr. Amy Cuddy hat dies in ihrer Forschung eindrücklich nachgewiesen. Schauen sie sich gerne ihren kurzweiligen TED Talk an.
Wie gesagt, unsere Gestik, ja die ganze Körpersprache, hat sehr viel mit unserer Wirkung zu tun. Unsere Stimme und unsere Intonation (Thema Monotonie) sind eng mit Gestik verknüpft. In komplexer Weise bestimmen sie unser Erscheinungsbild. Unsere Performance.
Als Redeprofis würde ich diejenigen bezeichnen, die sowohl in ihrer Körpersprache, Stimmgebung und Sprechweise überzeugen. Ich nenne das „Professionelle Präsenz“.
2. Wohin mit den Händen – offene und geschlossene Positionen
Viele Präsentierende legen sich im Laufe der Jahre eine Standardposition für Ihre Hände zu. Oft halten sie ihre Hände in der Körpermitte, die Finger verschränkt in einer geschlossenen Position. Denken sie nur an Angela Merkel. Sie hat mit ihrer Standardhaltung, nämlich der belächelten Raute, Berühmtheit erlangt.
Doch was ist daran falsch?
Falsch oder gar verboten ist an bestimmten Gesten nichts. Allerdings blockieren wir mit geschlossenen Positionen unsere Hände. Wir behindern unseren Gesamtausdruck. Nachteilig wirkt sich das meiner Meinung nach aus, wenn sich Präsentierende 80 % ihrer Redezeit in solchen Position aufhalten. Die schnell als Schutzhaltungen interpretiert werden.
Warum ist das so?
Stellen Sie sich vor, jemand fragt Sie mit verschlossenen Händen, ob Sie gerne einen Kaffee hätten. Wahrscheinlich wirkt das wesentlich weniger einladend, als wenn Ihnen jemand mit einer offenen, einer einladenden Geste einen Kaffee anbietet.
Genau um diese offenen, einladenden oder gebenden Gesten geht es beim Präsentieren.
Bei offenen Gesten fühlen sich Zuhörende angesprochen und wertgeschätzt. Und Präsentierende macht es frei in ihrem Ausdruck. Es macht sie sympathisch und souverän. Auch ist eine offene, gebende Geste über alle Kulturen und Geschlechter hinweg verständlich und positiv konnotiert.
Mit diesem Gedankenschritt sind wir bei der allerwichtigsten Empfehlung für Körpersprache angelangt.
3. Wohin mit den Händen? – Der beste Tipp: Geste halten
Was bedeutet das konkret? Ganz einfach:
Lassen Sie Gesten spontan entstehen und behalten Sie diese Gesten über 2-3 Sätze hinweg flexibel bei.
Ihre Hände und Finger drücken dann automatisch aus, was Sie denken.
Mit dieser einfachen Schauspieltechnik brauche Sie ihren Händen nicht zu sagen, was sie tun sollen. Ihre Hände tun es von selbst.
Die Technik des Geste-haltens wird Ihnen einen vitalen und gleichzeitig souveränen Ausdruck verleihen. Gleichzeitig verhindert sie, dass Sie weder zu viel rumfuchteln noch zu wenig tun.
Und hier zur Wiederholung: Spontane Gesten entstehen, sobald Sie Ihre Hände in einer offenen, gebenden Position halten und nicht in einer geschlossenen Position blockieren.
Die meisten meiner Kunden erzielen mit dieser Schauspieltechnik schnelle Erfolge. Den Hinweis Geste halten verinnerlichen sie bereits nach kurzer Zeit. Mit dem Resultat, dass sie ein souveränes, ruhiges und dennoch kraftvolles Bild abgeben.
Probieren Sie die Technik mehrfach aus. Am besten in lockeren Meetings, im Sitzen und im Stehen. Aber auch bei Treffen im Freundeskreis lässt sich gut üben.
Methodisch ist die Technik des Geste-haltens sehr interessant und durchaus symbolhaft. Es geht nämlich um Selbstorganisation.
Was wir mit der Technik des „Geste-haltens“ erreichen ist, dass unser Körpersystem anfängt, sich selbst zu steuern, sich selbst zu organisieren. Wir intervenieren also nicht mit einer bestimmten Vorgabe, was unsere Hände tun sollen. Vielmehr geben wir unserem Körper lediglich einen Hinweis, wie er Gesten von selbst entstehen lassen kann. Der spannende und wichtige Effekt dabei ist, dass unsere Gesten dann souverän und glaubwürdig sind und nicht aufgesetzt oder theatralisch wirken.
Unser rednerischer Ausdruck ist ein ziemlich komplexer Vorgang. Mit plumpen Vorgaben würden wir unsere Körperintelligenz ignorieren. Und hier ist die Symbolik: Auch moderne Unternehmen mit komplexen Prozessen lassen sich nicht von einer zentralen Steuerungsinstanz durchoptimieren.
An der Selbstorganisation führt bei komplexen Systemen eben kein Weg vorbei.
Lesen Sie dazu gerne diesen Artikel über moderne Führung.
3.1. Letzter Punkt – Obama und Shakespeare
Besonders wirkungsvoll ist die Technik des Geste-haltens, wenn Sie nur mit einer Hand arbeiten. Die andere Hand kann währenddessen locker zur Seite hängen. Der Vorteil: Das sieht entspannt, klar und gleichwohl kraftvoll aus. Man könnte es Obama-Style nennen 😊.
Wie sagte doch schon Shakespeares Hamlet vor 400 Jahren: „Sägt nicht zu viel mit den Händen durch die Luft, sondern behandelt alles gelinde. Denn mitten im Wirbelsturm eurer Leidenschaft müsst ihr euch eine Mäßigung zu eigen machen, die ihr Geschmeidigkeit gibt…“
Sie sehen, hinter der Frage „Wohin mit den Händen?“ verbirgt sich so einiges. Es geht um ein solides, modernes Rednerhandwerk. Mehr über meine Methode Professionelle Präsenz erfahren Sie hier.
Was bedeutet das konkret? Ganz einfach:
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