Mitarbeiter hätscheln? Nein, spielen Sie Delegation Poker!
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„Ich hätschle meine Mitarbeitenden, damit sie besser performen. Wenn ich sie umgarne, leisten sie mehr und nehmen Veränderungen besser an. Ich führe transformational.“
Dies sagte kürzlich ein Abteilungsleiter während unseres Coachings.
Haben Sie dabei nicht auch ein mulmiges Gefühl?
Als erstes musste ich an das Spiel Delegation Poker denken. Aber natürlich konnte ich verstehen, dass er sich von der Taktik des Hätschelns mehr Engagement und Leistung erhofft. Und nicht zuletzt gutes Führungsfeedback von den Mitarbeitenden…
Wo fängt aber Bevormundung an und wann wird dies zum Produktivitätskiller?
Ich will hier keine Debatte über den richtigen Führungsstil anzetteln. Spannend finde ich diese Aussage aber allemal. Dahinter steckt nämlich die simple, aber wichtige Führungsfrage:
1. Wie viel Empathie und Forderung brauchen Mitarbeitende?
Eine sehr einfache Antwort auf diese Frage bietet die Methode Delegation Poker. In vielen modernen Unternehmen ist Delegation Poker Alltagspraxis. In spielerischer Weise klären Vorgesetzte mit ihren Mitarbeitenden, welche Unterstützung diese genau brauchen, um eine Aufgabe selbständig zu lösen. Damit fördern sie gegenseitiges Verständnis und definieren sie ihre Forderungen.
Bevor wir auf die Methode Delegation Poker eingehen, macht es Sinn, die Ausgangslage etwas genauer zu durchleuchten. Hier ein einfacher Vergleich.
Wie kann ein Kind lernen, Spaghetti mit Tomatensauce zu essen, wenn ich es ständig füttere?
Was? Vergleichen wir Mitarbeitende jetzt mit Kindern?
Nein, natürlich nicht. Aber bei Kindern lässt sich die Thematik besonders gut verdeutlichen.
Bevormundend wäre es, wenn ich das Kind immerzu füttere. Bevormundend wäre es auch, wenn ich es zu häufig lobe, während es übt, die Gabel zu schwingen. Für selbstständige Lernprozesse wäre auch letzteres kontraproduktiv. Ja, zu viel Lob kann manipulativ wirken – es hat eben alles eine Kehrseite.
An dieser Stelle kurz das Bekenntnis: Auch ich habe mich mit unserem Sohn bei diesen Herausforderungen oft schwer getan.
2. Die verlockende Falle der Bevormundung verhindert selbstverantwortliches Lernen
Wann soll ich dem Kind aber nun helfen und wann soll ich es auffordern, selbst mit den langen, glitschigen Nudeln zurechtzukommen?
Ist das Kind beispielsweise übermüdet, sollte ich wahrscheinlich helfend beispringen. Unter Normalbedingungen sollte ich jedoch fordern, dass es dies selbst lernt. Natürlich sind dies sensible, situative Entscheidungen. Allgemeine Regeln gibt es nicht. Gute Eltern nutzen dafür sowohl Verstand als auch Intuition. Trotzdem wird es immer wieder zu Konflikten und Tränen kommen. Auf allen Seiten.
Auf die Geschäftswelt übertragen, heißt dies:
Führungskräfte können durch gelegentliches Hätscheln der Mitarbeitenden bessere Ergebnisse erzielen.
Liebevolle Ermunterungen und wiederholte Hilfestellungen von Vorgesetzten können eine erfolgversprechende Taktik sein. Speziell in schwierigen Momenten.
Jedoch, zu viel Hätschelei untergräbt selbstverantwortliches Lernen und damit die Produktivität.
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Ich freu mich!
3. Machtspiele beim Thema Helfen und Fordern
Noch mal zurück zum kindlichen Essverhalten. Hierbei können wir oft spannende Machtspiele beobachten. Wer hat beispielsweise die Oberhand, wenn das Kind sich weigert zu essen? Ist dies vielleicht eine Art wirkungsvolles Quiet Quitting?
Hilflosigkeit kann eine machtvolle Strategie sein.
Es kann eine ausgefuchste Strategie sein, etwas nicht zu mögen oder nicht lernen zu können. In allen Bereichen des Lebens wird diese Strategie „erfolgreich“ genutzt. Chefs können ein Lied davon singen, wenn sich ihre Schreibtische durchbiegen. „Unlösbare“ Aufgaben lassen sich ja so einfach nach oben eskalieren.
Gleiches erleben Eltern mit ihren Sprösslingen. Nicht selten wird beim Thema Essen trickreich verhandelt. Wer übernimmt da jeweils die Führung? Kind oder Papa/Mama? Die Macht der „Schwachen“ wird oft zur Ohnmacht der „Starken“.
Dass wir uns richtig verstehen. Dies sind wichtige, lehrreiche Spiele für Kinder UND Eltern. Dahinter stehen echte Bedürfnisse und selten reine Arglist. Wirklich lehrreich werden diese Verhandlungsspiele, wenn der Wechsel in der Führung häufig genug stattfindet.
Idealerweise können wir in Familien so etwas wie eine fluide Führung beobachten. Kindliches Essverhalten bietet viele Parallelen zu moderner Führung – ein konstruktives Zusammenspiel von formaler und informaler Macht.
Sollen Führungskräfte den Mix von Helfen und Fordern im stillen Kämmerchen klären?
Nein.
Im Gespräch mit den Mitarbeitenden können Chefs herausfinden, wie sie den Mix aus Fordern und Unterstützen gestalten wollen. Im New Work Kontext nutzen wir dazu oft ein hilfreiches und sehr amüsantes Spiel.
4. Delegation Poker – Wie Sie auf spielerische Weise Bevormundungsfallen umschiffen
Dieses einfache Kartenspiel strukturiert den Dialog zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, wenn es um die Verteilung von Aufgaben geht.
Um Ihnen eine abstrakte Erklärung zu ersparen, empfehle ich Ihnen, sich dieses Video anzusehen.
Hier möchte ich Ihnen eine kurze Spielanleitung liefern, die Sie sich immer wieder anschauen können:
Jeder Mitspielende erhält 7 Karten. Diese beschreiben verschiedene Stufen der Delegation von partizipativ bis direktiv. Als erstes überlegt jeder Spielende, welche Karte seine präferierte Stufe der Delegation widerspiegelt. Danach legt jeder diese Karte verdeckt auf den Tisch. Erst wenn alle dies getan haben, werden die Karten umgedreht – ein spannender Moment.
Die Menschen mit den am stärksten divergierenden Delegationsstufen begründen daraufhin ihre Wahl. Sie begründen, wie aus ihrer Sicht Aufgaben verteilt und bearbeitet werden sollten und welche Hilfe benötigt wird. Nach diesen ersten Meinungsäußerungen beteiligen sich die anderen in einer zweiten Gesprächsrunde.
Um sich nicht zu sehr in Diskussionen zu verfranzen, legen viele Teams nach der ersten Gesprächsrunde eine zweite Spielrunde ein und nähern sich so oft schneller einer Lösung an.
Ein großer Vorteil des Spiels ist, dass Mitarbeitende ihr Spezialistenwissen einbringen können. Verständlicherweise fehlt Vorgesetzten oft diese tiefe Fachkenntnis. Neben dem Wissensaustausch fördert das Spiel gegenseitiges Verständnis. So lernen Teams konstruktiv mit Konflikten und Macht umzugehen.
Ich kann Ihnen versichern, viele meiner Kunden setzen dieses Spiel erfolgreich ein. Sie sind überzeugt, dass sie damit bessere Entscheidungen treffen. Vorausgesetzt, zwischen den Teammitgliedern besteht eine gute Vertrauensbasis und alle Beteiligten haben Erfahrung mit Feedback.
Ich kann Sie nur ermuntern, spielen Sie Delegation Poker. Beginnen Sie am besten mit einfachen Themen. Bereits nach wenigen Runden wird Ihr Team lernen, diese Methode zu nutzen. Beginnen Sie beispielsweise mit dem Thema Ferienplanung. Also: Wer im Team soll die Ferienplanung übernehmen? Und wie soll diese Aufgabe erledigt werden?
5. Fazit – mit Delegation Poker vermeiden Sie kontraproduktive Hätschelei
- Führungskräfte sollten vermeiden, allzu gefällig zu sein.
- Nachhaltig bringen Sie ihr Unternehmen nur voran, wenn sie ihre Direct Reports im richtigen Maß unterstützen, sie fordern und ihnen Verantwortung übertragen.
- Delegation Poker bietet eine hervorragende Möglichkeit, diesen Aushandlungsprozess gemeinsam zu üben.
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