Negative Gefühle meistern – 4 Tipps für Führungskräfte u.a.
Emotionen im Business – das ist für Führungskräfte ein Dauerthema. Negative Gefühle im Unternehmen zu zeigen, gilt meist als unprofessionell. Denn dann drohen schließlich Konflikte. Selten werden negative Gefühle deshalb thematisiert.
Und wir selbst neigen auch dazu, negative Gefühle zu ignorieren.
Plötzlich brechen sich unsere negativen Gefühle dann aber doch Bahn und übernehmen die Regie. Sie kennen das aus Meetings, wenn in Gesprächen vermehrt unterbrochen wird, die Schärfe im Ton zunimmt, Mikromanagement zuschlägt oder auch Ideen geklaut werden.
Häufig heißen die Gefühlslagen hinter diesem Verhalten: Ungeduld, Sorgen, Empörung und Enttäuschung.
Inhaltsverzeichnis
- Ihr 4-Schritte-Programm zum Umgang mit negativen Gefühlen
- 1. Wahrnehmen – Wie Sie emotionale Störungen erkennen
- 2. Unterbrechen – Wie Sie sich aus dem Strudel negativer Gefühle befreien
- 3. Konstruktiv reagieren – Wie Sie bei negativen Gefühlen ihren Kopf nutzen
- 4. Erkenntnis gewinnen – Wie Sie den Nutzen negativer Gefühle erforschen
- 5. Fazit – Wie Sie negative Gefühle meistern
Untersuchungen besagen, dass zwei Drittel der Führungskräfte auf Aggressionen aggressiv reagieren, wohingegen sich das andere Drittel zurückzieht.
Kein Wunder, dass negativen Gefühle ein schlechtes Image haben.
Emotionen gelten als Gift.
Doch damit liegen wir falsch.
Negativen Gefühle haben einen tieferen Sinn, in ihnen steckt eine positive Kraft, ein unerschlossenes Potenzial. Für Menschen, Teams und Unternehmen. Dies gilt es, zu erkennen und zu nutzen.
Wie können wir lernen, mit negativen Gefühlen konstruktiv umzugehen?
Hier bekommen Sie eine einfache Anleitung.
Ihr 4-Schritte-Programm zum Umgang mit negativen Gefühlen
Ich selbst und meine Kunden machen mit dieser Herangehensweise gute Erfahrungen. Manche Menschen nennen es Gefühlsmanagement. Ich spreche lieber von Selbstführung oder Self-Leadership.
1. Wahrnehmen – Wie Sie emotionale Störungen erkennen
Oft ist uns gar nicht bewusst, welche Emotionen uns gerade reiten. Ein hervorragender Indikator für unsere Gefühlslagen ist unser Körper. Zahlreiche Redewendungen bringen das auf den Punkt. „Ich habe eine Wut im Bauch.“ „Ich bekomme einen dicken Hals.“ „Mir stockt der Atem.“ „Es verschlägt mir die Stimme.“ Es geht meist um Empfindungen der Enge, des Drucks oder des Stechens. In der Psychologie sprechen wir von somatischen Markern.
Ganz erhellend ist es, sich die folgende Körper-Karte der Emotionen anzuschauen.
Wo wir im Körper Gefühle empfinden. Publizierte im PNAS Journal 2013, Aalto University/ERC.
Die erste Empfehlung lautet also:
Bodyscan: spüren Sie gut in Ihren Körper hinein. Selbstführung beginnt mit Achtsamkeit. Über den Körper erkennen wir, welchen Gefühlen wir gerade aufsitzen.
2. Unterbrechen – Wie Sie sich aus dem Strudel negativer Gefühle befreien
Intervenieren Sie kraftvoll, wenn negative Gefühle oder destruktive Gedankenspiralen Sie zu dominieren drohen. Es geht darum, sich schnell runterzukühlen und nicht auf die Erstreaktion anzuspringen. Gerade bei temperamentvollen Menschen ist das wichtig… ich weiß, wovon ich spreche…
Mit diesen drei Methoden gelingt es:
1. Rufen Sie innerlich STOPP! und lenken Sie sich ab
Viele Menschen – ich eingeschlossen – machen das folgendermaßen:
- Ein Glas Wasser trinken, langsam
- Kurz auf die Toilette gehen
- Die Schnürsenkel neu binden
- Etwas im Büro holen
2. Intervenieren Sie mit Ihrer Atmung
Nachdem Sie die Stopptaste gedrückt haben, sollten Sie an Ihrer Atmung arbeiten. Äußerst wirkungsvoll ist es:
- 15 mal hintereinander impulsiv ausatmen (wenn Sie damit niemanden stören).
- Oder ausatmen und dann den Atem 15 bis 30 Sekunden anhalten. Das Ganze 5 mal.
3. Beschriften Sie Ihre negativen Gefühle und akzeptieren Sie sie
Es wirkt klärend, wenn wir unsere Emotionen benennen. Hängen Sie ihnen also ein Namensschild um. Bei Durchschnittsmenschen ist das Angebot oft: Empörung, Wut, Ungeduld, Enttäuschung, Verletzung, Sorge, Angst, Eifersucht, Missgunst, Ungerechtigkeit… Bedienen Sie sich!
Während Sie Ihre Atemintervention machen, können Sie einen passenden Satz mit dieser Emotion still für sich wiederholen. Beispielsweise: „Von dieser Wut lasse ich mich nicht mitreißen. Das ist unter meinem Niveau!“
Gestatten Sie sich die Großzügigkeit, Ihre negativen Gefühle nicht zu bewerten. Sondern OK zu finden. Es zeugt von Selbstfürsorge, wenn wir uns beispielsweise sagen „Es ist voll in Ordnung, wenn ich gerade neidisch bin. Ich bin aber nicht Opfer dieser Laune.“
Die zweite Empfehlung lautet:
Im Affenhaus unseres Hirns ist jede Gefühlslage erlaubt. Darauf hereinfallen wollen wir jedoch nicht.
Intervenieren Sie also kraftvoll mit einem Stopper. Intervenieren Sie mit Ihrer Atmung. Schaffen Sie Klarheit, indem Sie Ihre Emotion benennen.
3. Konstruktiv reagieren – Wie Sie bei negativen Gefühlen ihren Kopf nutzen
Nun haben Sie Abstand zu Ihren negativen Gefühlen gefunden und sind nicht in die Falle einer spontanen Erstreaktion getappt. Wie können Sie jetzt konstruktiv reagieren? Was wäre eine gute Zweitreaktion?
Diese simplen Fragen helfen Ihnen:
- Wie bringe ich den Konflikt in eine Lösung? Im Sinne eines übergeordneten Nutzens.
- Welche Bedürfnisse und Widerstände haben andere? Wie sieht es diesbezüglich bei mir aus?
- Wie kann ich reagieren, damit ich im Nachhinein stolz auf mich bin?
- Was ist für mich unerlässlich?
Bei der konstruktiven Zweitreaktion geht es im Wesentlichen um Kommunikation. Verbinden Sie dabei Sachebene mit Gefühlsebene. Benennen Sie Emotionen, aber agieren Sie diese nicht aus. „Die Koordination unseres Projekts läuft schlecht. Das macht mich langsam ungeduldig und unzufrieden…“ oder „Dass wir unterschiedliche Interessen haben, ist verständlich. Die Spannungen zwischen uns machen eine Lösung aber schwieriger. Wären Sie einverstanden, die Sitzung zu vertagen und…“
Sie können sich in einer Zweitreaktion übrigens auch für einen eventuellen Fauxpas entschuldigen. Das zeugt von innerer Größe und kann das Gespräch geschmeidiger machen.
Die dritte Empfehlung lautet:
Sie reagieren konstruktiv, wenn Sie die Intelligenz Ihres Kopfes und Bauchs zusammenbringen. Suchen Sie nach Reaktionsweisen, die langfristig sinnvoll sind. Dabei negative Gefühle sachlich anzusprechen, gehört dazu und ist absolut professionell.
Wenn Sie allerdings bemerken, dass es keinen Sinn macht, sich mit einer Situation weiter auseinanderzusetzen – dann ist es vielleicht Zeit, zu gehen. Was ja nicht unbedingt tragisch sein muss.
4. Erkenntnis gewinnen – Wie Sie den Nutzen negativer Gefühle erforschen
Jedes negative Gefühl hat eine positive Funktion. Diese zu verstehen, ist nicht immer ganz leicht. Aber, ein bisschen Forschungsarbeit lohnt sich und bringt uns persönlich weiter.
Am besten sprechen Sie dafür mit einem klugen Kollegen, einer vertrauenswürdigen Freundin oder einem Coach. Hangeln Sie sich an folgenden Fragen entlang:
- Was für ein Bedürfnis steckt hinter meiner Emotion? Was hätte ich in dieser Situation gebraucht?
- Von welchem Glaubenssatz oder welcher Annahme gehe ich aus? Wie heißt meine dahinter liegende Überzeugung?
- Was für ein persönliches Muster hat sich in dieser Situation wiederholt? Meldet sich dieses Muster häufig bei mir?
Tun Sie negative Gefühle nicht als persönliche Blödheit ab. Sie sind Rohdiamanten, die geschliffen werden können. Wenn wir verstehen, was Gefühle uns sagen wollen – wenn wir verstehen, wofür sie gut sind – dann können wir sie ins Positive wenden. Das Ergebnis ist konkrete Persönlichkeitsentwicklung.
Aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass uns Antworten zu diesen Fragen wirklich weiterbringen.
Ich selbst habe beispielsweise gelernt, mit meiner Ungeduld besser umzugehen. Bei mir war der Knackpunkt ein wackeliges Vertrauen in Menschen und in den Gang der Dinge. Für meine persönliche Entwicklung ergab sich bei dieser Erkenntnis ein überraschender Nutzen. Nämlich, dass ich mein Selbst-Vertrauen weiter stärken konnte. Dieser Zusammenhang war mir vorher nicht so klar.
Selbstführung – Kernkompetenz zukunftsfähiger Führung
Oft kommen wir in unserer persönlichen Entwicklung besser voran, wenn wir uns professionelle Unterstützung gönnen. In meinem Self-Leadership Coaching biete ich genau das an. Hier gibt es Raum, Ihr Mindset zu erforschen und zu transformieren. Negative Gefühlslagen sind wichtige Indikatoren dabei.
Dank dieses Coachings werden Sie weniger Stress haben. Und es wird Ihnen gelingen, herausfordernde Situationen besser zu meistern. Durch die Kompetenz der Selbstführung werden Sie zu einer erfolgreicheren Führungskraft.
Rufen Sie mich gerne spontan an, wenn Sie dies interessiert. Ich freue mich auf einen unverbindlichen Gedankenaustausch. +49-30-936 28 660
Möchten Sie mehr dazu wissen? Hier erfahren Sie genauer, wie Sie mein Self-Leadership Coaching voranbringt.
5. Fazit – Wie Sie negative Gefühle meistern
- Fallen Sie nicht auf Ihre negativen Gefühle hinein. Sie gaukeln Ihnen Wahrheiten bloß vor. Viele dieser Wahrheiten sind nicht von Bestand.
- Emotionale Intelligenz bedeutet nicht, auf jede Laune anzuspringen. Emotionale Intelligenz ist vielmehr die schnelle Fähigkeit, negative Gefühle als Hinweis wahrzunehmen, sie zu interpretieren und zu nutzen.
- Ihr Bauch und Ihr Kopf haben erstaunliche Fähigkeiten. Genial werden Sie aber erst, wenn Sie es schaffen, Bauch und Kopf miteinander zu verbinden. Dieses 4 Schritte-Programm bei negativen Gefühlen hilft Ihnen dabei.
Der berühmte KZ-Überlebende Viktor Frankl beschreibt es aus der Sicht des Psychologen so:
„Zwischen Reiz (negativem Gefühl) und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.“
Ich persönlich nenne diesen Raum Meine innere Freiheit. Hier kann ich zum selbst-bewussten Gestalter meines Lebens werden.
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